Zwischen den Flügen hatte ich 13 Stunden Aufenthalt in Shanghai. Nach der Ankunft morgens um 7 habe ich mir erst einmal zwei Stunden Zeit gelassen, um nicht in die Rush Hour zu geraten und Geld zu wechseln.
Vom Flughafen, der ca. 30km außerhalb der Stadt liegt, geht die einzige bisher gebaute Transrapid-Strecke zu einem Bahnhof etwas außerhalb der Innenstadt, von wo man mit der U-Bahn weiterfahren muss. Keine Frage, dass ich die ausprobieren muss 🙂 Ein Ticket für Hin- und Rückfahrt kostet 80 Yuan (ca. 10 Euro – das spielt nachher noch eine Rolle…).
Die Fahrt an sich dauert gerade einmal 8 Minuten und der Zug beschleunigt auf 430 km/h, die er aber nur 30 Sekunden hält, bevor er wieder bremsen muss! Beim Bremsen kommt einem 250 km/h äußerst langsam vor 😉 Es war ziemlich beeindruckend.
Bei der Fahrt durch die Vororte sieht man sehr gut, dass China boomt. An jeder Ecke wird gebaut (oder abgerissen), vor allem für Straßen.
Es sind auch unglaublich viele Leute für noch so kleine Aufgaben angestellt. Beim Transrapid-Bahnhof an Flughafen arbeiten ca 10 Leute, die einem sagen, wo man hingehen soll oder nur auf einen Kollegen weisen, der einem dann zu einem weiteren Einweiser schickt… Außerdem läuft überall Sicherheitspersonal rum, jeder Geldautomat wird von einem Polizisten bewacht.
In Shanghai selber gibt es nur sehr wenige westliche Touristen, was auch an der Jahreszeit liegen mag. Jedenfalls bin ich sehr aufgefallen. In der U-Bahn war ich z.B. der einzige, der sich bücken musste, um nicht an die Haltestange zu stoßen, die auf ca. 1,78m angebracht war!
Chinesen drängeln wo es nur geht, erst aussteigen lassen und dann einsteigen gibt es nicht. Außerdem scheinen sie nicht aufeinander zu achten, denn sie laufen unglaublich oft ineinander!
Die Stadt ist allerdings angenehm leise! Dass mag daran liegen, dass in der Stadt fast nur Elektroroller und Oberleitungsbusse fahren. Auch wenn sich Menschenmassen durch die Straßen quetschen (Bürgersteige gibt es zwar, aber die sind zugestellt), ist es angenehm, total ohne Hektik.
Aber das eigentlich Interessante, was mir da passiert ist, beginnt mit drei chinesischen Mädels, die mich auf dem People’s Square, gleich nachdem ich aus der U-Bahn gestiegen bin, auf sehr gutem Englisch angesprochen haben, ob ich ein Foto von ihnen machen könnte. Hab ich natürlich gemacht und sie waren sehr daran interessiert, woher ich den komme usw. Sie waren selber Touristen aus einer Provinz nördlich von Shanghai. Sie haben mir erzählt, was alles unbedingt ansehen muss und wann ich auf keinen Fall zurückfahren sollte, weil es zu voll ist. Wirklich sehr nett und zuvorkommend. Die eine war Englischlehrerin, die andere Kauffrau und die dritte Medizinstudentin.
Als letztes haben sie mich gefragt, ob ich nicht mit ihnen mitkommen will, zu einer Teezeremonie. Natürlich! Was ein Glück, so etwas angeboten zu bekommen, denke ich mir und sage dankend zu!
Wir gehen zielstrebig durch irgendwelche Nebenstraßen zu einem kleinen Haus wo wie direkt in ein kleines Nebenzimmer geleitet werden, in dem eigentlich nur ein Tisch mit Bänken steht.
Eine Frau, sie gehört wohl einer Minderheit an, bereitet den Tee zu. Es wird insgesamt 6 verschiedene Teesorten geben und jeder ist ausgesprochen lecker (z.B. Drachenaugentee, grüner Tee oder Litschischwarztee). Es ist wirklich eine Zeremonie, denn es gibt verschiedene Kännchen, die alle was bedeuten.
Jeder von uns trinkt aus einem einzigen Schälchen. Der letzte Tee ist eine Knolle, die im heißen Wasser zu einer Blume aufblüht, ein echter Wow-Effekt! Auch der Tee daraus schmeckt super. Fotos darf ich leider keiner machen.
Was sich allerdings so super anhört, nimmt plötzlich eine abrupte Wendung, denn die Mädels haben nur wenig Geld dabei und in China sei es ja sowieso so, dass der Mann zahlt, wenn er mit Frauen trinken geht (Tee gehört wohl auch dazu). Mit schwant da schon was…
Die ganze Zeremonie hat nämlich pro Tee und Nase 49 Yuan gekostet. Macht also 49*4*6 Yuan, mehr als 1000 also. Nur wusste ich das vorher nicht. Ich bin in dem Moment sehr verwirrt. 1000 Yuan müssten 125 Euro sein, wenn die 80 Yuan für die Transrapid-Fahrt 10 Euro waren. Aber das kam doch nicht sein! Soviel Geld für ein bisschen Tee, ich muss mich beim Umrechnen vertan haben…
Die Frau schwätzt mir in der Zwischenzeit sogar noch auf, dass ich zwei Teesorten kaufen soll, ich merke es kaum. Meiner inneren Uhr nach ist ja mittlerweile 4 Uhr morgens und ich habe im Flugzeug nicht geschlafen. Es werden 2000 Yuan… Der Tee hat also nochmal das gleiche gekostet.
Ich hole sogar das Geld von einem Geldautomaten, und denke noch immer, dass das nicht 250 Euro sein können, unmöglich… Die Teefrau ist mit zur Bank gelaufen und nimmt mir das Geld gleich ab.
Die Mädels haben das nicht böse gemeint, da bin ich mit sicher. Sie laden mich danach noch zum Mittagessen ein. Wir essen “fried Shanghai dumplings“, Knödel, die im Inneren mit einem Fleischknödel und einer Suppe gefüllt sind. Man muss sie mit einer speziellen Technik essen. Sie sind wirklich unglaublich gut und ich bin richtig satt. Dann verabschieden sich die drei zum Shoppen.
Ich gehe zum Bund, der Flaniermeile und Aushängeschild Shanghais am Fluss Pu. Mir wird mittlerweile klar, dass ich gerade wirtlich 250 Euro für Tee gezahlt habe! In Schaufenstern hängen nämlich Anzüge für 400 Yuan. Ich kann es kaum glauben und ärgere mich total.
Kaum bin ich am Bund angekommen, werde ich schon wieder von drei Mädels angesprochen, ob ich nicht ein Foto machen könnte. Klar. Die drei sind übrigens wegen einem Teefestival hier und bitten mich, mitzukommen. Ist das was anderes als eben? Ich gehe mal mit. Auch die sind richtig nett und sprechen hervorragend englisch.
Als wir dann bald allerdings wieder vor einem unscheinbaren Haus stehen, ist mir klar, wo das hinführt. Ich sage ihnen ab, bevor wir reingehen können. Die fühlen sich sichtlich vor den Kopf gestoßen, aber das machte ich nicht nochmal…!
Beide Mädelsgruppen haben mir eigentlich die gleichen Fragen gestellt oder Komplimente gemacht.
„You look so young“, „You are handsome“, „Do you have a girlfriend?“, „A car?“, „No drinking, no smoking, you’re a good man“, „I want to tell what ‚I love you‘ means in Chinese“. Überraschend direkt sind sie 😉 Alle waren sehr davon begeistert, dass ich kochen kann, denn in China herrscht immer noch die traditionelle Rollenteilung vor.
Die Mädels fühlten sich wohl alle irgendwie emanzipiert und von den chinesischen Männern missverstanden.
Ich fahre direkt zum Flughafen und döse vor mich hin. Gottseidank gibt es da keinen Tee.
250 Euro für Tee, ich kann es einfach nicht glauben.
Aber eine interessante Erfahrung war das schon.
UPDATE: Die Mädels haben das doch böse gemeint:
Siehe http://www.beatpunk.org/reiseberichte/shanghai (vielen Dank, Steffi). Ich fühl mich so beschissen, mich hat es noch sehr viel mehr getroffen als die im Bericht…
Immerhin ist es hier in Neuseeland richtig schön 🙂