Tschüß Australien

Ich zitiere mich mal selbst:

„Ich habe mich jedenfalls entschieden, jetzt in den kommenden zwei Wochen mein Auto zu verkaufen, was hoffentlich klappt“

Es hat nicht geklappt…

Aber von vorn. Ich war ja noch irgendwo im Hinterland von Queensland beim Mandarinenpflücken mit einem Auto, an dem die Beifahrertür nicht geht. Um das Auto verkaufen zu können, muss ich also zumindest das hinkriegen.

Dazu fahre ich in den nächstgrößeren Ort, Gayndah, und will mich da eigentlich mit einem deutschen Mechaniker treffen, den ich irgendwann vorher zufällig getroffen hatte, damit er sich das mal ansehen kann. Aber er ist nicht erreichbar, den ganzen Tag nicht. Also fahre ich zu einer Werkstatt, die mir gleich von zwei Leuten empfohlen wird.

Sie wird von einem (weißen) Südafrikaner geleitet, seine Frau macht die Finanzen und dazu gibt es noch einen Lehrling. Jedenfalls haben die nicht viel Zeit und geben mir Werkzeug und ungefähre Anweisungen, wie ich den Beifahrersitz ausbauen muss, damit überhaupt die Innenverkleidung der nicht zu öffnenden Tür entfernt werden kann.

Nachdem ich das geschafft hatte, braucht der Lehrling dann eine geschlagene halbe Stunde, um das Schloss aufzubekommen. Nachdem er es ausgebaut hat, stellt sich heraus, dass das Schloss komplett kaputt ist und ein neues bestellt werden muss. Heute ist es schon zu spät, also kann die Bestellung erst morgen, am Dienstag aufgegeben werden. Da wir hier weit draußen sind, muss mit zwei Tagen Lieferzeit gerechnet werden. Donnerstag ist Feiertag (Anzac Day), und so kommt die Lieferung erst am Freitag. Was bleibt mir anderes übrig, als zu warten… Weiterlesen

Australien mag mich nicht

Viel, viel Text und keine Bilder. Aber echt ne Geschichte…!

Mein Traum, warum ich überhaupt hier runter gegangen bin, ist der: Ich finde einen Job, der über drei bis sechs Monate geht, denn die gibt es wie Sand am Meer, verdiene dadurch genug Geld, um in Deutschland mein BaföG auf einen Schlag zurückzahlen zu können und dann ein gutes Geldpolster für ausgedehnte Reisen in Australien zu haben sowie mit dem gleichen Kontostand nach Deutschland zurückkehren zu können, wie er zu Beginn der Reise war.

Diese Jobs gibt es tatsächlich. Täglich kommen mehrere Softwareentwickler-Jobs dieser Art auf den Markt. Die Bezahlung ist riesig. 500-800 Dollar am TAG!!! Ich wäre alle meine Sorgen los, selbst drei Monate würden total ausreichen. Und jeder sagt, dass Softwareentwickler in Australien händeringend gesucht werden.

Diese Jobs gibt es zu 70% in Sydney, zu 15% in Melbourne und der Rest verteilt sich auf die anderen großen Städte. Mein Ziel war es ja eigentlich, nach Melbourne zu gehen und dort nach Jobs zu suchen, denn die Stadt hat mir spontan zugesagt, schon vor meinem ersten kurzen Besuch im Januar. Jetzt bin ich aber in Sydney und merke, dass ich hier viel besser an Jobs kommen kann.

Also habe ich mich spontan nach Sonjas Besuch entschieden, in Sydney zu bleiben.

Ich bin voller (Selbst-)Überzeugung, dass es kein Problem sein wird, hier einen Job innerhalb von 2-3 Wochen zu finden.
Das erste, was ich brauche, ist aber eine Wohnung oder besser ein WG-Zimmer. Wohnungsangebote und –interessenten gibt es jedoch genug, sodass im Hostel schon sehr viele Leute einige Wochen nach einem passenden Zimmer suchen (es sind vor allem Studies, denn Anfang März geht hier die Uni los). Ich mache mich also auch auf die Suche.

Und es ist unglaublich! Schon die zweite WG, die ich mir ansehe, nimmt mich! Ich habe mich sehr gut mit der einen Mitbewohnerin verstanden, den zweiten Mitbewohner, ein Franzose, habe ich nicht kennengelernt. Aber ich kriege die Zusage und kann schon morgen einziehen.

Die Mieten in Sydney sind exorbitant, vielleicht nur überboten von New York. Ich zahle 270 Dollar pro WOCHE und vier Wochen Kaution, mein Puffer erlaubt das und ich habe ja bald einen Job.

Ich entwerfe also meinen Lebenslauf, wie ihn die Australier wollen (ausführlich, also 4 Seiten und mit einem Überblick über die „Key Skills“ gleich auf der ersten Seite).
Ich schicke die ersten Bewerbungen ab und bewerbe mich auch auf nicht befristete Stellen, mit dem Hinweis, dass ich nur sechs Monate darf (wegen meinem Visum).
Ich schreibe auch Initiativbewerbungen. Weiterlesen

Tea-Party in Shanghai

Zwischen den Flügen hatte ich 13 Stunden Aufenthalt in Shanghai. Nach der Ankunft morgens um 7 habe ich mir erst einmal zwei Stunden Zeit gelassen, um nicht in die Rush Hour zu geraten und Geld zu wechseln.
Vom Flughafen, der ca. 30km außerhalb der Stadt liegt, geht die einzige bisher gebaute Transrapid-Strecke zu einem Bahnhof etwas außerhalb der Innenstadt, von wo man mit der U-Bahn weiterfahren muss. Keine Frage, dass ich die ausprobieren muss 🙂 Ein Ticket für Hin- und Rückfahrt kostet 80 Yuan (ca. 10 Euro – das spielt nachher noch eine Rolle…).
Die Fahrt an sich dauert gerade einmal 8 Minuten und der Zug beschleunigt auf 430 km/h, die er aber nur 30 Sekunden hält, bevor er wieder bremsen muss! Beim Bremsen kommt einem 250 km/h äußerst langsam vor 😉 Es war ziemlich beeindruckend.

Bei der Fahrt durch die Vororte sieht man sehr gut, dass China boomt. An jeder Ecke wird gebaut (oder abgerissen), vor allem für Straßen.
Es sind auch unglaublich viele Leute für noch so kleine Aufgaben angestellt. Beim Transrapid-Bahnhof an Flughafen arbeiten ca 10 Leute, die einem sagen, wo man hingehen soll oder nur auf einen Kollegen weisen, der einem dann zu einem weiteren Einweiser schickt… Außerdem läuft überall Sicherheitspersonal rum, jeder Geldautomat wird von einem Polizisten bewacht.

In Shanghai selber gibt es nur sehr wenige westliche Touristen, was auch an der Jahreszeit liegen mag. Jedenfalls bin ich sehr aufgefallen. In der U-Bahn war ich z.B. der einzige, der sich bücken musste, um nicht an die Haltestange zu stoßen, die auf ca. 1,78m angebracht war!
Chinesen drängeln wo es nur geht, erst aussteigen lassen und dann einsteigen gibt es nicht. Außerdem scheinen sie nicht aufeinander zu achten, denn sie laufen unglaublich oft ineinander!
Die Stadt ist allerdings angenehm leise! Dass mag daran liegen, dass in der Stadt fast nur Elektroroller und Oberleitungsbusse fahren. Auch wenn sich Menschenmassen durch die Straßen quetschen (Bürgersteige gibt es zwar, aber die sind zugestellt), ist es angenehm, total ohne Hektik.

Aber das eigentlich Interessante, was mir da passiert ist, beginnt mit drei chinesischen Mädels, die mich auf dem People’s Square, gleich nachdem ich aus der U-Bahn gestiegen bin, auf sehr gutem Englisch angesprochen haben, ob ich ein Foto von ihnen machen könnte. Hab ich natürlich gemacht und sie waren sehr daran interessiert, woher ich den komme usw. Sie waren selber Touristen aus einer Provinz nördlich von Shanghai. Sie haben mir erzählt, was alles unbedingt ansehen muss und wann ich auf keinen Fall zurückfahren sollte, weil es zu voll ist. Wirklich sehr nett und zuvorkommend. Die eine war Englischlehrerin, die andere Kauffrau und die dritte Medizinstudentin.
Als letztes haben sie mich gefragt, ob ich nicht mit ihnen mitkommen will, zu einer Teezeremonie. Natürlich! Was ein Glück, so etwas angeboten zu bekommen, denke ich mir und sage dankend zu!
Wir gehen zielstrebig durch irgendwelche Nebenstraßen zu einem kleinen Haus wo wie direkt in ein kleines Nebenzimmer geleitet werden, in dem eigentlich nur ein Tisch mit Bänken steht.
Eine Frau, sie gehört wohl einer Minderheit an, bereitet den Tee zu. Es wird insgesamt 6 verschiedene Teesorten geben und jeder ist ausgesprochen lecker (z.B. Drachenaugentee, grüner Tee oder Litschischwarztee). Es ist wirklich eine Zeremonie, denn es gibt verschiedene Kännchen, die alle was bedeuten.
Jeder von uns trinkt aus einem einzigen Schälchen. Der letzte Tee ist eine Knolle, die im heißen Wasser zu einer Blume aufblüht, ein echter Wow-Effekt! Auch der Tee daraus schmeckt super. Fotos darf ich leider keiner machen.

Was sich allerdings so super anhört, nimmt plötzlich eine abrupte Wendung, denn die Mädels haben nur wenig Geld dabei und in China sei es ja sowieso so, dass der Mann zahlt, wenn er mit Frauen trinken geht (Tee gehört wohl auch dazu). Mit schwant da schon was…
Die ganze Zeremonie hat nämlich pro Tee und Nase 49 Yuan gekostet. Macht also 49*4*6 Yuan, mehr als 1000 also. Nur wusste ich das vorher nicht. Ich bin in dem Moment sehr verwirrt. 1000 Yuan müssten 125 Euro sein, wenn die 80 Yuan für die Transrapid-Fahrt 10 Euro waren. Aber das kam doch nicht sein! Soviel Geld für ein bisschen Tee, ich muss mich beim Umrechnen vertan haben…
Die Frau schwätzt mir in der Zwischenzeit sogar noch auf, dass ich zwei Teesorten kaufen soll, ich merke es kaum. Meiner inneren Uhr nach ist ja mittlerweile 4 Uhr morgens und ich habe im Flugzeug nicht geschlafen. Es werden 2000 Yuan… Der Tee hat also nochmal das gleiche gekostet.
Ich hole sogar das Geld von einem Geldautomaten, und denke noch immer, dass das nicht 250 Euro sein können, unmöglich… Die Teefrau ist mit zur Bank gelaufen und nimmt mir das Geld gleich ab.
Die Mädels haben das nicht böse gemeint, da bin ich mit sicher. Essen_Shanghai Sie laden mich danach noch zum Mittagessen ein. Wir essen “fried Shanghai dumplings“, Knödel, die im Inneren mit einem Fleischknödel und einer Suppe gefüllt sind. Man muss sie mit einer speziellen Technik essen. Sie sind wirklich unglaublich gut und ich bin richtig satt. Dann verabschieden sich die drei zum Shoppen.

Ich gehe zum Bund, der Flaniermeile und Aushängeschild Shanghais am Fluss Pu. Mir wird mittlerweile klar, dass ich gerade wirtlich 250 Euro für Tee gezahlt habe! In Schaufenstern hängen nämlich Anzüge für 400 Yuan. Ich kann es kaum glauben und ärgere mich total.
Kaum bin ich am Bund angekommen, werde ich schon wieder von drei Mädels angesprochen, ob ich nicht ein Foto machen könnte. Klar. Die drei sind übrigens wegen einem Teefestival hier und bitten mich, mitzukommen. Ist das was anderes als eben? Ich gehe mal mit. Auch die sind richtig nett und sprechen hervorragend englisch.
Als wir dann bald allerdings wieder vor einem unscheinbaren Haus stehen, ist mir klar, wo das hinführt. Ich sage ihnen ab, bevor wir reingehen können. Die fühlen sich sichtlich vor den Kopf gestoßen, aber das machte ich nicht nochmal…!

Beide Mädelsgruppen haben mir eigentlich die gleichen Fragen gestellt oder Komplimente gemacht.
„You look so young“, „You are handsome“, „Do you have a girlfriend?“, „A car?“, „No drinking, no smoking, you’re a good man“, „I want to tell what ‚I love you‘ means in Chinese“. Überraschend direkt sind sie 😉 Alle waren sehr davon begeistert, dass ich kochen kann, denn in China herrscht immer noch die traditionelle Rollenteilung vor.
Die Mädels fühlten sich wohl alle irgendwie emanzipiert und von den chinesischen Männern missverstanden.

Ich fahre direkt zum Flughafen und döse vor mich hin. Gottseidank gibt es da keinen Tee.
250 Euro für Tee, ich kann es einfach nicht glauben.
Aber eine interessante Erfahrung war das schon.

UPDATE: Die Mädels haben das doch böse gemeint:
Siehe http://www.beatpunk.org/reiseberichte/shanghai (vielen Dank, Steffi). Ich fühl mich so beschissen, mich hat es noch sehr viel mehr getroffen als die im Bericht…
Immerhin ist es hier in Neuseeland richtig schön 🙂

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