86 Breitengrade und 166 Längengrade später…

… bin ich wieder in Deutschland!

Hab es ja schon hier und da angekündigt, dass ich ganz geplant, egal, wie das Bewerbungsgespräch bei dem Skigebiet ausgeht, zurückfliegen wollte. Das Skigebiet fängt erst Ende Juni an und es war mir einfach zu riskant, die 6 Wochen bis dahin überbrücken zu müssen.
Deshalb bin ich schon am Dienstag in Auckland in den Flieger gestiegen und zurückgeflogen, denn es kommt mich so billiger als 6 Wochen Neuseeland. Ich würde nur zurückfliegen, wenn ich den Job auch wirklich habe.

Und ich habe ihn! Als ich in der Schlange für die Sicherheitskontrolle in Auckland stand, kam der Anruf.
Aber fliege ich wirklich zurück? Ich bin mir gerade gar nicht mehr so sicher. Ich gebe mir jetzt erst einmal eine Woche Zeit, um etwas Abstand zu gewinnen. Das Problem ist nämlich, dass die ganze Geschichte viel schlechter als gedacht bezahlt wird, und ich letztendlich wohl eher sogar Miese machen würde. Das geht im Moment gar nicht. Außerdem sollte ich drei Monate Arbeit in Eis und Schnee wirklich nicht unterschätzen. Ich denke, es wird sehr spaßig werden, was aber, wenn nicht? So ein Liftmensch in einem Skigebiet arbeitet nicht mit anderen zusammen, da ist es wichtig, dass ich zumindest mit anderen Angestellten, die wohl auch alle ein Working Holiday Visum haben, zusammenwohne. Es gibt dort eine Gemeinschaftsunterkunft für 54 der 400 Mitarbeiter, und in der einen Platz zu ergattern, ist äußerst schwierig. Wenn das nicht klappt, wär ich echt nicht glücklich, da ich wohl alleine eine Unterkunft suchen müsste. Noch einen Fehlschlag kann ich echt nicht brauchen, das würde mir das Genick brechen, in allen Belangen. Deshalb bin ich hier jetzt lieber um einiges vorsichtiger.

Allerdings ist es schon sehr unwirklich, dass ich 1 1/2 Stunden, nachdem ich in Frankfurt gelandet war, eine Mail von Google in Sydney kriege, dass sie doch mal mit mir telefonieren wollen. Da hatte ich mich vor wohlgemerkt zwei Monaten beworben…

Morgen bin ich 30, ich kann das irgendwie noch gar nicht richtig glauben. Ich hoffe, dass ich zumindest für diesen einen Tag diese ganzen negativen Eindrücke der letzten Monate vergessen kann, alles Schöne bewahre und in Karlsruhe gemütlich (mit)feiern kann 🙂

Mit dem Internet ist das hier so eine Sache…

Moin!
Ich würd ja liebend gern Fotos hochladen und über alles schreiben, aber die zocken einen hier beim Internet sowas von ab… 10 Minuten für einem Dollar und du kannst noch nicht mal deine Fotos sortieren.
Ich bin jetzt in Dunedin in einem Hostel, was endlich Internet umsonst hat, aber so einen alten PC, dass der meine Kamera oder Smartphone nicht erkennt *grml*
Ich hoffe, ich kann das Problem bald lösen!

Tea-Party in Shanghai

Zwischen den Flügen hatte ich 13 Stunden Aufenthalt in Shanghai. Nach der Ankunft morgens um 7 habe ich mir erst einmal zwei Stunden Zeit gelassen, um nicht in die Rush Hour zu geraten und Geld zu wechseln.
Vom Flughafen, der ca. 30km außerhalb der Stadt liegt, geht die einzige bisher gebaute Transrapid-Strecke zu einem Bahnhof etwas außerhalb der Innenstadt, von wo man mit der U-Bahn weiterfahren muss. Keine Frage, dass ich die ausprobieren muss 🙂 Ein Ticket für Hin- und Rückfahrt kostet 80 Yuan (ca. 10 Euro – das spielt nachher noch eine Rolle…).
Die Fahrt an sich dauert gerade einmal 8 Minuten und der Zug beschleunigt auf 430 km/h, die er aber nur 30 Sekunden hält, bevor er wieder bremsen muss! Beim Bremsen kommt einem 250 km/h äußerst langsam vor 😉 Es war ziemlich beeindruckend.

Bei der Fahrt durch die Vororte sieht man sehr gut, dass China boomt. An jeder Ecke wird gebaut (oder abgerissen), vor allem für Straßen.
Es sind auch unglaublich viele Leute für noch so kleine Aufgaben angestellt. Beim Transrapid-Bahnhof an Flughafen arbeiten ca 10 Leute, die einem sagen, wo man hingehen soll oder nur auf einen Kollegen weisen, der einem dann zu einem weiteren Einweiser schickt… Außerdem läuft überall Sicherheitspersonal rum, jeder Geldautomat wird von einem Polizisten bewacht.

In Shanghai selber gibt es nur sehr wenige westliche Touristen, was auch an der Jahreszeit liegen mag. Jedenfalls bin ich sehr aufgefallen. In der U-Bahn war ich z.B. der einzige, der sich bücken musste, um nicht an die Haltestange zu stoßen, die auf ca. 1,78m angebracht war!
Chinesen drängeln wo es nur geht, erst aussteigen lassen und dann einsteigen gibt es nicht. Außerdem scheinen sie nicht aufeinander zu achten, denn sie laufen unglaublich oft ineinander!
Die Stadt ist allerdings angenehm leise! Dass mag daran liegen, dass in der Stadt fast nur Elektroroller und Oberleitungsbusse fahren. Auch wenn sich Menschenmassen durch die Straßen quetschen (Bürgersteige gibt es zwar, aber die sind zugestellt), ist es angenehm, total ohne Hektik.

Aber das eigentlich Interessante, was mir da passiert ist, beginnt mit drei chinesischen Mädels, die mich auf dem People’s Square, gleich nachdem ich aus der U-Bahn gestiegen bin, auf sehr gutem Englisch angesprochen haben, ob ich ein Foto von ihnen machen könnte. Hab ich natürlich gemacht und sie waren sehr daran interessiert, woher ich den komme usw. Sie waren selber Touristen aus einer Provinz nördlich von Shanghai. Sie haben mir erzählt, was alles unbedingt ansehen muss und wann ich auf keinen Fall zurückfahren sollte, weil es zu voll ist. Wirklich sehr nett und zuvorkommend. Die eine war Englischlehrerin, die andere Kauffrau und die dritte Medizinstudentin.
Als letztes haben sie mich gefragt, ob ich nicht mit ihnen mitkommen will, zu einer Teezeremonie. Natürlich! Was ein Glück, so etwas angeboten zu bekommen, denke ich mir und sage dankend zu!
Wir gehen zielstrebig durch irgendwelche Nebenstraßen zu einem kleinen Haus wo wie direkt in ein kleines Nebenzimmer geleitet werden, in dem eigentlich nur ein Tisch mit Bänken steht.
Eine Frau, sie gehört wohl einer Minderheit an, bereitet den Tee zu. Es wird insgesamt 6 verschiedene Teesorten geben und jeder ist ausgesprochen lecker (z.B. Drachenaugentee, grüner Tee oder Litschischwarztee). Es ist wirklich eine Zeremonie, denn es gibt verschiedene Kännchen, die alle was bedeuten.
Jeder von uns trinkt aus einem einzigen Schälchen. Der letzte Tee ist eine Knolle, die im heißen Wasser zu einer Blume aufblüht, ein echter Wow-Effekt! Auch der Tee daraus schmeckt super. Fotos darf ich leider keiner machen.

Was sich allerdings so super anhört, nimmt plötzlich eine abrupte Wendung, denn die Mädels haben nur wenig Geld dabei und in China sei es ja sowieso so, dass der Mann zahlt, wenn er mit Frauen trinken geht (Tee gehört wohl auch dazu). Mit schwant da schon was…
Die ganze Zeremonie hat nämlich pro Tee und Nase 49 Yuan gekostet. Macht also 49*4*6 Yuan, mehr als 1000 also. Nur wusste ich das vorher nicht. Ich bin in dem Moment sehr verwirrt. 1000 Yuan müssten 125 Euro sein, wenn die 80 Yuan für die Transrapid-Fahrt 10 Euro waren. Aber das kam doch nicht sein! Soviel Geld für ein bisschen Tee, ich muss mich beim Umrechnen vertan haben…
Die Frau schwätzt mir in der Zwischenzeit sogar noch auf, dass ich zwei Teesorten kaufen soll, ich merke es kaum. Meiner inneren Uhr nach ist ja mittlerweile 4 Uhr morgens und ich habe im Flugzeug nicht geschlafen. Es werden 2000 Yuan… Der Tee hat also nochmal das gleiche gekostet.
Ich hole sogar das Geld von einem Geldautomaten, und denke noch immer, dass das nicht 250 Euro sein können, unmöglich… Die Teefrau ist mit zur Bank gelaufen und nimmt mir das Geld gleich ab.
Die Mädels haben das nicht böse gemeint, da bin ich mit sicher. Essen_Shanghai Sie laden mich danach noch zum Mittagessen ein. Wir essen “fried Shanghai dumplings“, Knödel, die im Inneren mit einem Fleischknödel und einer Suppe gefüllt sind. Man muss sie mit einer speziellen Technik essen. Sie sind wirklich unglaublich gut und ich bin richtig satt. Dann verabschieden sich die drei zum Shoppen.

Ich gehe zum Bund, der Flaniermeile und Aushängeschild Shanghais am Fluss Pu. Mir wird mittlerweile klar, dass ich gerade wirtlich 250 Euro für Tee gezahlt habe! In Schaufenstern hängen nämlich Anzüge für 400 Yuan. Ich kann es kaum glauben und ärgere mich total.
Kaum bin ich am Bund angekommen, werde ich schon wieder von drei Mädels angesprochen, ob ich nicht ein Foto machen könnte. Klar. Die drei sind übrigens wegen einem Teefestival hier und bitten mich, mitzukommen. Ist das was anderes als eben? Ich gehe mal mit. Auch die sind richtig nett und sprechen hervorragend englisch.
Als wir dann bald allerdings wieder vor einem unscheinbaren Haus stehen, ist mir klar, wo das hinführt. Ich sage ihnen ab, bevor wir reingehen können. Die fühlen sich sichtlich vor den Kopf gestoßen, aber das machte ich nicht nochmal…!

Beide Mädelsgruppen haben mir eigentlich die gleichen Fragen gestellt oder Komplimente gemacht.
„You look so young“, „You are handsome“, „Do you have a girlfriend?“, „A car?“, „No drinking, no smoking, you’re a good man“, „I want to tell what ‚I love you‘ means in Chinese“. Überraschend direkt sind sie 😉 Alle waren sehr davon begeistert, dass ich kochen kann, denn in China herrscht immer noch die traditionelle Rollenteilung vor.
Die Mädels fühlten sich wohl alle irgendwie emanzipiert und von den chinesischen Männern missverstanden.

Ich fahre direkt zum Flughafen und döse vor mich hin. Gottseidank gibt es da keinen Tee.
250 Euro für Tee, ich kann es einfach nicht glauben.
Aber eine interessante Erfahrung war das schon.

UPDATE: Die Mädels haben das doch böse gemeint:
Siehe http://www.beatpunk.org/reiseberichte/shanghai (vielen Dank, Steffi). Ich fühl mich so beschissen, mich hat es noch sehr viel mehr getroffen als die im Bericht…
Immerhin ist es hier in Neuseeland richtig schön 🙂

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