Es regnet seit gestern abend und es will nicht aufhören, es wird sogar nur noch schlimmer. Ich sehe kaum noch was im Auto, die Lüftung läuft auf Hochtouren und reicht kaum aus.
Heute will ich eigentlich beim Fox Glacier sein und ihn besteigen. Aber bei dem Regen wird das eher nicht viel! Ich beschließe, bis nach Franz Josef, dem zweiten großen Gletscher an der Westküste und gleichnamigen Ort, zu fahren. Der Ort ist größer und hat Hostels, was der Ort Fox Glacier nicht hat. Der Franz-Josef-Gletscher ist selber nicht mehr begehbar, seit dort letzten Oktober die Zugangswege blockiert oder eingestürzt sind. Nur wer viel Geld hat, kann sich mit dem Helikopter bis ganz nach oben bringen lassen.
Auf dem Weg dahin mache ich nur eine kurze Pause an einem Aussichtspunkt am Meer. Aber mit der Aussicht ist es heute nicht so…
Also bin ich schon um 12 in FJ, verbringe den Tag drin und gucke das Superbowl-Finale während draußen wahrlich die Welt untergeht 🙂
Lustigerweise treffe ich Steffen, mit dem ich schon in Queenstown auf dem selben Zimmer war, wieder – auch im gleichen Zimmer! Wir verabreden uns, morgen früh um halb sechs loszufahren, um den Sonnenaufgang hinter dem Mount Cook am Lake Matheson zu sehen. Beide Gletscher kommen vom Mount Cook-Massiv runter bis auf ca. 300m über dem Meer. Sie sind damit die einzigen Gletscher auf der Welt, die in Regenwald hineinragen. Allerdings sind sie in den letzten Jahren sehr stark geschmolzen. An Tagen mit starkem Regen können sie sich bis zu 15 Meter pro Tag zurück ziehen!
Habe ich bei meiner ersten Nachtfahrt am Mount Cook gleich zwei Hasen totgefahren, so geht auf den 30km nach Fox Glacier alles gut. Wir sind pünktlich vor Sonnenaufgang da und haben wirklich richtig Glück! Über Nacht ist es wieder komplett aufgeklart und nur ein paar Wölkchen säumen die Gipfel des Massivs.
Es ist wunderschön, besonders weil der See, der wirklich klein ist, mit Nebenschwaden überzogen ist. Pünktlich zum Sonnenaufgang kommen auch Enten hervor, die sofort ihre Bahnen über den See ziehen.
Nehmt dies, mickrige Mirror Lakes:
Das war schon ein wunderbarer Anblick! Wir haben beim Café am Parkplatz noch einen Kaffee getrunken bevor ich zum Gletschertourveranstalter gegangen bin und Steffen, der nur eine Woche für die Südinsel hatte, direkt zur Gletscherzunge gewandert ist.
Ich wurde dann erst einmal mit hohen Schuhen, Cramp-Ons und dicken Socken ausgestattet, bevor unsere Gruppe von ca. 30 Leuten mit dem Bus zum Ausgangspunkt im Tal des Gletschers gefahren ist. Auf dem Weg dorthin sind wir an verschiedenen Marken vorbeigekommen, bis wohin der Gletscher an verschiedenen Jahren ragte. Im Jahr 1700 wird angenommen, dass er nur wenige Kilometer vom Meer entfernt war, wohingegen er jetzt geschätzte 15-20km davon entfernt ist. Selbst 1935 war er noch knapp 10km weiter draußen und dementsprechend höher als heute.
Wir müssen ca. 2-3km durch das Tal wandern, bis wir an der Gletscherzunge angekommen sind. Ab hier dürfen nur geführte Touren weitergehen. Das Wetter ist bombastisch, aber der Gletscher liegt dort wirklich wie ein kleines Häufchen Elend, abgemagert…
An der Zunge angekommen, mussten wir uns unsere Cramp-Ons (das sind Schuhuntersätze mit Zacken) anziehen und durften uns einen Skistock nehmen. Hier wurde uns erst einmal erklärt, wie weit der Gletscher in den letzten 18 Jahren zurückgegangen ist. Das ganze freie Gestein bzw. Schotter an den Seiten des Gletschers war 1995 komplett mit Eis bedeckt. Noch Anfang Januar ist bei einem heftigen Sturm der eigentliche Weg weggeschwemmt worden und wir mussten über einen provisorischen, gefährlicheren Weg zur Zunge laufen. Die ganze Umgebung eines Gletschers kann sich innerhalb eines Tages dramatisch ändern und Felsstürze sind an der Tagesordnung, da das Gestein äußerst instabil ist. Wir haben selbst einen erlebt.
Eine Mannschaft des Veranstalters haut jeden Morgen erneut Treppen in den Gletscher, damit die Touren problemlos auf das Eisschild laufen können. So auf einem Gletscher zu stehen ist ziemlich cool und gar nicht warm! Wir haben den Gletscher erkundigt und sind an ein paar Besonderheiten vorbeigekommen, die es auf Gletschern gibt. Da sind zum Einen sogenannte „Moulins“, Wasserstrudel, die sich ins Eis runter gefressen haben und ein bisschen an ein Mühlrad erinnern. Und dann gibt es natürlich Eishöhlen und Gletscherspalten, die wir aber umgangen sind.
Es war erst Mittag, als wir wieder vom Gletscher stiegen. Erst dann habe ich die alten Zugangswege und -treppen gesehen, die scheinbar im Nichts ca. 30 Meter über uns hingen. Der Gletscher ist einfach unter ihnen weggeschmolzen. Es wird vermutet, dass der Gletscher in 100 Jahren verschwunden sein könnte.
Zurück im Ort ist mir die schöne Rotfärbung des Waldes aufgefallen. Das sind die Rata-Bäume, die gerade anfangen, zu blühen.
Außerdem finde ich hier noch diesen interessant benannten „Laden“:
Ich will heute noch in Punakaiki sein, das ist ca. 300km nördlich von hier und fahre deshalb gleich los. Die Fahrt dahin wird grandios 🙂