Wild Wild West (Coast)

In Wanaka geht’s früh los. Mein Ziel ist Jackson Bay an der Westküste.
Die neuseeländische Westküste ist extrem dünn besiedelt und für ihren starken Dauerregen berühmt (berüchtigt). Wenig Menschen und viel Regen bedeutet aber auch einmalige Wildnis 🙂

Die Fahrt geht zunächst über den Staatshighway 6, der die ganze Westküste als einzige Straße durchquert, am Lake Hawea vorbei, dem zweiten Gletschersee bei Wanaka, bevor die Straße über einen nur 700 Meter breiten Isthmus wieder an das Ufer des Lake Wanaka wechselt. Dort oben auf diesem Isthmus kann man beide Seen sehen! Der Tag ist ziemlich trüb und außer einer Horde Motorradfahrer ist nichts los.

Lake Hawea ist kahl auf dem gegenüberliegenden Ufer...

Lake Hawea ist kahl auf dem gegenüberliegenden Üfer…

...aber grün am Ufer eines Seitenarms.

…aber grün am Ufer eines Seitenarms.

Auf dem Isthmus: Lake Hawea nach Osten...

Auf dem Isthmus: Lake Hawea nach Osten…

... und Lake Wanaka nach Westen.

… und Lake Wanaka nach Westen.

Lake Wanaka. Am linken Ende liegt irgendwo der Ort Wanaka.

Lake Wanaka. Am linken Ende liegt irgendwo der Ort Wanaka.

Am nördlichen Ende vom Lake Wanaka treffe ich einen Mann, der dort mit einem alten Auto aus den 60ern hält. Er kommt auf mich zu und will die Rufnummer der Interislander Fähre, die Süd- und Nordinsel miteinander verbindet, wissen. Er hat nämlich dieses Auto in Dunedin gekauft und will es noch am gleichen Tag über die gesamte Westküste bis nach Picton zur Fähre bringen, denn er wohnt auf der Nordinsel. Das wird wohl eine ziemliche Hetzfahrt für ihn werden… Jedenfalls überrascht es mich total, dass ich dort im Niemandsland Internet habe und ich kann ihm tatsächlich helfen.

Die Straße führt jetzt nur noch durch einen winzigen Ort und danach kommt für mehr als 100km nichts mehr außer Wald, Bergen und Flüssen. Auch hier ist noch der Mount Aspiring Nationalpark und an manchen Stellen kann ich im Westen schneebedeckte Gipfel erkennen.016 To West Coast View to Aspiring Nationalpark016 To West Coast Westland Alps

Ich weiss nicht wirklich, was mich auf dieser Etappe erwartet, ich habe nur meine Straßenkarte mit den eingezeichneten Sehenswürdigkeiten, der Lonely Planet gibt nicht viel her über dieses Gebiet.
Deshalb halte ich auch einfach überall mal an, wenn es ein Hinweisschild zu irgendwas interessant klingendem gibt. Der erste Stop führt mich zu den Blue Holes (und zig Sandfliegen…) – das ist ein Zusammenfluss zweier Gebirgsflüsse, der aber an der Stelle des Zusammenflusses besonders tief aber sehr ruhig ist. Und das Wasser dort ist der Hammer. Ich habe noch nie so glasklares Wasser gesehen! Auf den Fotos sieht es so aus, als ob die Steine naß gespritzt sind, aber sie sind unter Wasser…
Wenn es regnet, wird viel Schlamm von den Bergen hier runter transportiert und das Blue Hole wird zum Schlammloch, das erst wieder nach einer zweiten, schlammlosen Regenschauer gereinigt wird. Ich hab also viel Glück gehabt, gerade weil es hier normalerweise so viel regnet.
016 To West Coast Blue Hole 1

Es sieht nicht so aus, aber drei Meter tief war das da auf alle Fälle!

Es sieht nicht so aus, aber drei Meter tief war das da auf alle Fälle!

016 To West Coast Blue Hole 3016 To West Coast Blue Hole 4 River
Die Sandfliegen sind eine echte Plage und ich konnte leider nicht so lange bleiben, wie ich gern gewollt hätte.

Weiter ging’s in Richtung Haast Pass, der die Alpen hier auf nur knapp 550 Metern als einer von drei Alpenpässen überwindet.
Wie wär’s mal wieder mit ein paar Wasserfällen? 🙂 Hab kleine und große im Angebot! Für das Foto vom großen bin ich über Steine im Fluss gesprungen und ein netter Australier hat mich fotografiert. Auf dem Rückweg bin einmal richtig schön in den Fluss getreten (Der Australier reagierte darauf nur mit „Hah, Bugger!“ 😉 ) und durfte erstmal meine Schuhe wechseln…016 To West Coast Haast Pass Waterfall

Bei diesem Wasserfall war das Flusswasser wieder unglaublich klar.

Bei diesem Wasserfall war das Flusswasser wieder ungleublich klar.

Hier hat der Mensch wenig Einfluss.

Hier hat der Mensch wenig Einfluss.

016 To West Coast High Waterfall

Als ich dann über den Haast Pass gefahren bin, der übrigens mitten im tiefsten Urwald liegt, kamen mir viele Radfahrer entgegen. Es gibt hier wirklich viele, die voll bepackt die ganze Insel umrunden. Die meisten sind Deutsche 😉
Jetzt bin ich im Tal des Haast River und es geht wieder bergab Richtung Meer. Haast war übrigens ein deutschstämmiger Erforscher dieser Region. Er hat auch Reste des Haast-Adlers gefunden, des größten Adlers, der je gelebt hat bei einer Flügelspannweite von drei Metern! Stellt euch mal so einen Adler zusammen mit Moas (auch drei Meter hoch) im Wald vor!

Der Haast River.

Der Haast River.

Rundherum ist nur Urwald!

Rundherum ist nur Urwald!

016 To West Coast Haast Pass Mountains

Der Fluss wird schnell breiter

Der Fluss wird schnell breiter

Neuseeland ist voll mit einspurigen Brücken. Überall wo wenig Verkehr herrscht, wird aus Kostengründen nur eine Spur auf Brücken verbaut. Das klappt erstaunlich gut, ich musste nur sehr selten mal warten. Die längste einspurige Brücke führt auch über den Haast River, an der Mündung und ist mehr als einen Kilometer lang!

Neuseeland ist voll mit einspurigen Brücken. Überall wo wenig Verkehr herrscht, wird aus Kostengründen nur eine Spur auf Brücken verbaut. Das klappt erstaunlich gut, ich musste nur sehr selten mal warten. Die längste einspurige Brücke NZs führt auch über den Haast River, an der Mündung und ist mehr als einen Kilometer lang!

Und dann fließt irgendwann der Haast River mit dem Landsborough River zusammen und die Breite des Tals ist einfach unbeschreiblich! Sicherlich sind das 3 Kilometer Schotterbett und Fluss zwischendrin…

Haast River in Richtung Meer.

Haast River in Richtung Meer.

Der Haast River kommt von rechts, und von links der Landsborough River.

Der Haast River kommt von rechts, und von links der Landsborough River.

Zoom ins Tal des Landsborough Rivers.

Zoom ins Tal des Landsborough Rivers.

Die Straße führt noch eine ganze Zeit an diesem riesigen Tal vorbei, bis schließlich irgendwann das Meer erreicht ist. Der Ort da heißt auch Haast und der Strand Haast Beach 😉 Da bin ich erst einmal hingegangen, und hab Mittagspause gemacht.

Bei so einem schönen Schild kann ich nicht dran vorbei fahren!

Bei so einem schönen Schild kann ich nicht dran vorbei fahren!

Ein wirkich wilder Strand. Diese Auftürmungen sind Bäume inklusive Wurzel!

Ein wirkich wilder Strand. Diese Auftürmungen sind Bäume inklusive Wurzel!

Ein einsames Pony stand auch direkt hinter der Düne rum. Davor wachsen bunte Staubwedel. Sehr hübsch :)

Ein einsames Pony stand auch direkt hinter der Düne rum. Davor wachsen bunte Staubwedel. Sehr hübsch 🙂

Im Ort Haast macht der Staatshighway 6 einen Knick nach Nordosten, um der Küste zu folgen. Es gibt allerdings auch noch eine andere Straße, die hier nach links abzweigt und zum kleinen Ort Jackson Bay in ca. 30km führt. Dort bin ich dann wirklich am Ende aller Straßen am Ende der Welt. Dort gibt es aber vor allem einen Imbiss, den Cray Pot, der äußerst gute Fischgerichte anbieten soll. Da freue mich drauf!
Der Weg ist nicht mehr so gut ausgebaut und der Urwald wuchert von allen Seiten auf die schnurgerade Straße zu. Dadurch ergibt sich ein wunderbarer Baumtunnel.
016 To West Coast Jackson Bay Road Wilderness 1

Jackson Bay Road

Jackson Bay Road

Auf dem Weg werden einige mächtige Flüsse überquert, allen voran der riesige Arawata River kurz vor Jackson Bay.
016 To West Coast Arawata River

Jackson Bay selbst ist ein komplett verschlafenes Nest, mit einem richtigen Ende-der-Welt-Flair. Nichts ist los, Boote dümpeln im Wasser und Tausende Sandfliegen pisaken einen. Das Essen im Cray Pot ist allerdings wirklich einmalig gut, auch wenn die Bedienung sich ins Ende-der-Welt-Flair angepasst hat. Ich will erst das Essen mit einem im Menu angeschlagenen Fisch bestellen, der aber offenbar doch nicht mehr vorrätig ist. Die einfache Antwort von ihr ist „Go Gurnard“. Aha. Ratter, ratter. Ah, ich soll’s mal „Gurnard“ versuchen, den hat sie wohl noch. Ohne zu wissen, was ein Gurnard ist, bestelle ich ihn. Das ganze Essen ist richtig lecker und ich werde sehr, sehr satt. Ich gucke dann mal nach, und sehe, dass „Gurnard“ Knurrhahn ist! Was ein Name für einen Fisch 🙂
016 To West Coast Jackson Bay Cray Pot

Sehr originell auch Senf und Ketchup im Rettungsring ;-)

Sehr originell auch Senf und Ketchup im Rettungsring 😉

Danach spaziere ich noch etwas durch den Ort. Der Ort selbst liegt in einer natürlichen, windgeschützten Bucht, ist aber nur einen Kilometer von der Tasmansee entfernt, wo ein Wanderweg hinführt. Den bin ich gewandert und stehe an einem Ministrand mit seltsamen Büschen – und Sandfliegen. Argh, ich kann wieder nicht lange bleiben…
016 To West Coast Jackson Bay Walkway Sea

Am Ende des Wanderweges gibt es einen kleinen Strand und viele Büsche.

Am Ende des Wanderweges gibt es einen kleinen Strand und viele Büsche.

Der Ort selber besteht aus vielleicht 10-12 Häusern und es gibt neben dem Imbiss noch eine Fischfabrik mit vielleicht zwei Angestellten.
Aber schön liegt er ja schon da.
016 To West Coast Jackson Bay Wharf016 To West Coast Jackson Bay Village Pano From Wharf

Ich fahre wieder zurück, aber nur bis kurz vor der Brücke über den Arawata River, denn dort biegt noch eine Straße ab, die Jackson River Road. Jackson Bay ist also doch nicht das Ende der Welt! Die Jackson River Road ist das östliche Ende der Straße, an der ich im Hollyford Valley nach dem Milford Sound gecampt hatte. Also die niemals vollendete Straße aus dem zweiten Weltkrieg. Ich bin vielleicht 60 Kilometer von dem Campingplatz entfernt!
Die Straße endet hier auch nach 20 Kilometern und ich ziemlich unspektakulär. Ich drehe vor dem Ende wieder um.
016 To West Coast Jackson River

Der Jackson River.

Der Jackson River.

Aber ganz umsonst hab ich die Straße auch nicht gefahren, denn dort gibt es noch den Lake Ellery Walk. Der Lake Ellery ist ein wirklich hübscher See im Nichts. Der Wanderweg wird wohl nur einmal pro Woche oder so bewandert, so verlassen sieht er aus. Aber er ist wert. Vom See führt der Abfluss in den Jackson River und der Fluss ist wirklich naturbelassen. Der See selber erinnert mich ein wenig an kanadische Seen.
Was aber das krasseste auf dem Weg ist, sind die Abertausende von Grillen, die an den Bäumen hängen und zirpen bis zum Umfallen. Das ist an manchen Stellen so extrem laut, dass ich nicht stehenbleiben konnte. Ich habe das als Video aufgenommen und reiche das noch nach. Es war krass laut! Die Grillen gibt es ziemlich häufig, sie hängen nur an bestimmten Bäumen und sind mit das erste Mal am Milford Sound aufgefallen. Ich dachte erst, dass mein Keilriemen quietscht, als ich nah an Bäumen vorbeigefahren bin, aber nein, es waren Millionen von Grillen.

Der Abfluss des Lake Ellery.

Der Abfluss des Lake Ellery.

Lake Ellery. Der einstündige Wanderweg war die Aussicht wert. Ich hatte kurz überlegt, schwimmen zu gehen, aber es war mir doch etwas zu heikel.

Lake Ellery. Der einstündige Wanderweg war die Aussicht wert. Ich hatte kurz überlegt, schwimmen zu gehen, aber es war mir doch etwas zu heikel.

Schöne Reflektionen

Schöne Reflektionen

So, jetzt ist der Tag aber wirklich vorbei. Ich fahre zu einem kleinen Campingplatz, die mir kein Bett im Schlafsaal verkaufen wollen, weil die Kabinen genauso viel kosten. Klar, nehm ich natürlich auch 🙂
Es ist Regen aufgezogen und gibt mir schon einmal einen Vorgeschmack auf morgen, einen normalen Tag an der Westküste!

Hier ist nicht viel los und es fängt an, extrem zu regnen. Ist normal hier!

Hier ist nicht viel los und es fängt an, extrem zu regnen. Ist normal hier!

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