Der einzige Weg nach Norden von Kaikoura führt an der Küste entlang über den Highway 1.
Bis nach Blenheim ist das Land äußerst trocken. Bis weit ins Landesinnere gibt es hier nur karge Berge und kaum Landwirtschaft. Die Straße ist schmal und windet sich jeden erdenklichen Berg hoch und wieder runter. Viele Abschnitte sind auf nur 30 km/h begrenzt, weil in den Serpentinen nicht anders gefahren werden kann.
Zwischen Bergen und Meer ist manchmal gerade nur noch Platz für die Straße und die Eisenbahnstrecke. Das ändert sich erst, als ich die Ebene von Blenheim erreiche. Hier ist gleich das Gegenteil der Fall. Es gibt sehr viel Landwirtschaft und vor allem ist die Gegend für ihren Weinanbau bekannt. Ich baue aber eher einen Unfall, denn das Auto vor mir hat keine funtionierende Rücklichter mehr und ich muss höllisch aufpassen, nicht aufzufahren, wenn es doch mal bremst und plötzlich näher kommt…
Nördlich von Blenheim fängt entlang der Küste der Marlborough Sound an. Das sind viele alte und schmale Täler, die im Laufe der Jahrtausende vom steigenden Meersspiegel aufgefüllt wurden. Die Nordinsel ist gar nicht mehr weit entfernt. In der Tat ist sie das erste, was ich sehe, als ich bei Rarangi aussteige und einen Aussichtspunkt ersteige.
Von hier aus mache ich eine kleine Wanderung zur Whites Bay, einer der vielen Buchten in den Sounds. Die Bucht ist halbmondförmig und das schönste ist jedoch, dass sich die Wellen hier auch genauso halbmondförmig und total symmetrisch ausbreiten. Endlich kann ich auch mal baden, das erste Mal in Neuseeland im Meer 🙂 Mir kommen die Wellen unglaublich hoch vor, aber das liegt wohl daran, dass ich schon lange nicht mehr im Meer war, denn eigentlich sind sie „normal“ hoch.
Ich wandere wieder zum Auto zurück und werde jetzt von hier an der Küste bis nach Picton fahren. Über den Highway 1 sind das vielleicht 30km, aber das ginge mir zu schnell. Also geht es über die Port Underwood Road, die sich über 50km über jeden Berg und an jeder Bucht entlang bis Picton schlängelt. Und das tolle daran: es ist eine Schotterstraße 🙂 Und die erste, die auch richtige Kurven und Steigungen hat. Mal sehen, wie mein Auto das zustande kriegt 😉
Erstaunlich gut sogar. Auf Schotterstraßen bilden sich sehr schnell Bodenwellen, besonders an Stellen, an denen beschleunigt wird. Für den Moment ist es dann ganz ratsam, auf die andere Straßenseite (sofern eine Schotterstraße so etwas hat), auszuweichen.
Nach drei Stunden, 50 Kilometern und einem enormen Spaß bei dem Gekurve und den Aussichten, war ich dann am Queen Charlotte Sound angekommen, an dessen Ende auch Picton liegt. Das ist der Hauptsound, durch den auch die Interislander-Fähren fahren müssen.
Er liegt wirklich schön eingebettet in steile, bewaldete Berge.
Picton an sich ist ein ziemlich kleiner Ort, der wohl zum größten Teil vom Hafen lebt. Ich habe hier im Tombstone Hostel übernachtet, auch das Hostel kann ich wirklich nur jedem empfehlen. Günstig und sogar mit Frühstück und Whirlpool! Nachts gab es als kleines Highlight einen Feueralarm. Um halb vier wurden alle vom durchdringenden Alarm und der automatisierten Durchsage „Leave the building through the next exit door“ aufgeschreckt und ein verschlafener Haufen Backpacker versammelte sich schlaftrunken vor dem Haus. Nach fünf Minuten war alles vorbei und alle sind so schnell sie konnten wieder ins Haus gegangen.
Ich habe leider nicht allzu viel Zeit, mir die ganzen Sounds anzusehen. Ich würde ja gerne mal den Queen-Charlotte-Track laufen oder ganz raus bis d’Urville Island, aber ich habe nur noch fünf Tage und will die vor allem für den Abel Tasman Nationalpark verwenden, der noch weiter nördlich liegt.
Deshalb bin ich am nächsten Tag gleich weiter in Richtung Nelson und Nordspitze gefahren. Hier komme ich am Grove Arm des Queens Charlotte Sounds entlang.
Mein Ziel für heute heißt Kaiteriteri, der „Badewanne“ der Nordinsel und gleich neben dem Abel Tasman Nationalpark. Ein super Ausgangspunkt zum Wandern!