Der Tag Pause hat mir gut getan. Während hier unten im Tal gutes Wetter war, zogen Wolken in den Bergen auf – was ein Glück 🙂 Am nächsten Morgen war Mount Luxmore sogar weiß! So schnell kann’s gehen.
Heute will ich jedenfalls zum Milford Sound fahren. Der ist als einziger Fjord an das Straßennetz angebunden. Ich habe schon von mehreren Leuten gehört, dass die Fahrt dorthin an sich beeindruckender sein soll als der Fjord selbst. Das mag daran liegen, dass der Milford Sound sowas wie die Pyramiden Neuseelands sind – jeder geht da hin. Und er ist wirklich kurz, verglichen mit dem Doubtful Sound, den ich ja jetzt schon gut kennengelernt habe.
Meine Fahrt wurde allerdings schon nach 20 Minuten gestoppt, in Form eines Polizisten! Ich war zu schnell gefahren, 114 anstatt der erlaubten 100. Der Polizist war extrem freundlich und ich hab gar nicht das Gefühl gehabt, dass ich überhaupt was zahlen muss, bis er mir freundlich die „Rechnung“ präsentierte: 80 Dollar, online zu überweisen. Aber da er das alles so locker genommen hat, war ich sogar noch froh, so einen netten Menschen getroffen zu haben 😉 Auch ne Methode…
Die Straßen in NZ haben ein generelles Tempolimit von 100 km/h, selbst in Kurven stehen selten Schilder, die einen zum Langsamfahren auffordern, man ist selbst dafür verantwortlich, das richtige Tempo zu treffen. 100 wäre in vielen Fällen sicherlich tödlich!
Die Fahrt geht jedenfalls schnurgerade nach Norden und die ganzen 120km sind eine Sackgasse, ich muss sie komplett wieder zurückfahren.
Als erstes wird ein breites, flaches Tal des Eglinton Rivers, das überwiegend mit Gras bewachsen ist, durchquert bevor die Straße dann im Wald verläuft, entlang einiger Seen. Davon sind die Mirror Lake sicherlich die bekanntesten. Aber ehrlich, ich habe in NZ schon schönere Reflektionen und vor allen größere Seen gesehen. Nicht sehr beeindruckend. Aber die Busladungen Touris finden das ganz toll. Hier sehe ich auch zum ersten Mal reiche Pauschaltouris (meistens aus Queenstown). Erkennbar daran, dass sie immer herausgeputzt sind und daran, dass man plötzlich auch russisch hört 😉
Die Straße windet sich immer höher und kommt schließlich an die letzte Verzweigung vor dem Gipfeltunnel. Das Hollyford Valley zweigt hier am Start des Routeburn Track ab. Es gibt dort auch eine 20km lange Straße, die plötzlich im Nichts endet. Im zweiten Weltkrieg wurde die Straße angefangen, um den Milford Highway mit der Westküste zu verbinden.
Ab hier wird es jedenfalls richtig alpin. Schöne Wasserfälle, schroffe Granitwände und wilde Flüsse säumen die Straße. Schnee ist auch überall zu sehen.
Am Gipfeltunnel, dem Homer Tunnel, angekommen, stehe ich vor einer großen Granitwand, durch die vor 60 Jahren ein Loch geschlagen wurde – mehr ist dieser Tunnel nämlich nicht.
Ich habe aber vor der Durchfahrt erst einmal Pause gemacht und die Aussicht auf die ganzen Granitwände, die mich umgeben, genossen. Viele Wasserfälle laufen die Hänge hinunter und sogar ein paar Gletscher existieren hier oben, dabei bin ich erst auf 980 Metern.
Es ist alles in allem sehr rau und grau, schön das es nicht regnet.
Ich fahre durch den Tunnel und das ist wirklich ein Erlebnis. Der Tunnel hat keine Verkleidung, er ist wahrlich ein Loch im Fels. Er kann nur einspurig und mit Ampeln gesteuert durchfahren werden und er ist auch nicht beleuchtet. Freundlicherweise hat mich der Polizist von vorher noch darauf hingewiesen, dass mein linkes Licht nicht geht. Es war echt dunkel im Tunnel!
Die Straße im Tunnel ist sehr schlecht, viele Schlaglöcher und nur Tempo 30. Hier soll der ADAC mal seinen Tunnel-TÜV machen 😉
Jedenfalls war gar nicht viel los, nur hin und wieder ein Auto. Ab halb sechs abends ist der Tunnel übrigens geschlossen. Wer auf der anderen Seite ist, muss dann dort bleiben…
Auf der anderen Seite geht es wieder gut bergab. Vor dem Milford Sound gibt es hier noch eine Zwischenstation, einen Wanderweg über ziemlich verformte Felsformationen, die vom durchfließenden Cleddau River, der das Tal auf dieser Seite des Tunnel in den Milford Sound entwässert, geformt wurden.
Und dann war ich endlich da: Der Milford Sound. Ganz markant und aus Herr der Ringe bekannt, der Mitre Peak links. Zufälligerweise war auch gerade ein Kreuzfahrtschiff im Fjord.
Im Milford Sound gibt es einen Flugplatz und ein Fährterminal, das einem kleinen Flughafenterminal gleicht. Ich bin zunächst dort hingegangen, um eventuell einen Schifffahrt zu machen, aber es war mir alles zu teuer für die knappe Stunde. Die Sicht vom Ende des Fjords war ja nicht schlecht und ich hatte ja schon ausgiebig und viel intensiver im Doubtful Sound einen Fjord erkundet.
Mehr als auf den Bildern ist im Milford Sound wirklich nicht zu sehen. Die Schiffe drehen hinter dem Mitre Peak wieder um. Was allerdings schön ist, ist der Gletscher vom Mount Tutoko rechts.
Das interessante an den ganzen Fjorden hier unten ist ja die Tatsache, dass die oberste Wasserschicht (ca. 5 Meter) aus Süßwasser besteht, da es hier soviel regnet. Durch diese Schicht „dunklen“ Wassers denken Meerestiere, die eigentlich in großen Tiefen vorkommen, dass sie auch hier noch tief im Meer sind und kommen unverhofft an die Oberfläche. So kann man mit Glück Wale und Delfine sehen. Ich muss noch irgendwann mal wiederkommen und einen der Fjorde bei Regen erleben. Dann kommen nicht nur die permanenten Wasserfälle runter, sonder die ganzen Berghänge werden zu einem riesigen Wasserfall. Ein unglaubliches Spektakel.
Ich bin jedenfalls nach zwei Stunden wieder gefahren, damit ich noch durch den Tunnel komme und auf der anderen Seite eine Unterkunft finden kann. Bei der Fahrt den Berg hoch habe ich erstmal gemerkt, wie steil und hoch die Berge vor dem Tunnel wirklich sind. Von dem einen Berg kamen gleich mehrere Wasserfälle runter.
Da mich der Ausblick auf das Hollyford Valley schon auf der Hinfahrt gereizt hat, bin ich ins Tal gefahren, und habe in einem zum Campingplatz umfunktionierten ehemaligen Arbeitercamp des erwähnten Straßenbaus mein Zelt aufgeschlagen, Lonely Planet sei dank.
Abgesehen von den ganzen Sandfliegen war es da echt hübsch und wild. Die Besitzer haben in dem Haus ein eigenwilliges Museum über die Besiedelung der Gegend und den Straßenbau eingerichtet und dazu noch einige kleine Wanderpfade durch den umgebenden Urwald.
Mein Außenzelt fungierte jedenfalls als hundertfacher Sandfliegenfänger, aber nachts wurde ich nicht gestört. Morgens durfte ich nur einige Leichen zählen.
Ich bin dann gleich wieder die Straße zurückgefahren und habe vor Te Anau noch dieses schöne Bild vom Lake Te Anau und den Alpen machen können.
In Te Anau hab ich das erste Mal Fish & Chips gegessen und war ziemlich baff, dass das einfach nur Pommes sind, auf die ein gegrillter Fisch gelegt wird. War aber sehr lecker. Und gleich noch eine Premiere hinterher: Der Lonely Planet empfiehlt, dort Pies zu essen, „Fleischpasteten“. Auch das habe ich vorher noch nie gegessen, war aber richtig lecker (mit Wild – von unter Hubschraubern baumelnden Hirschen wahrscheinlich 😉 ).
Auf nach Queenstown!