So, die nächste Mehrtagestour steht an! Heute werde ich den Kepler Track angehen.
Das ist einer von den neun „Great Walks“ Neuseelands, besonders reizenden Wandertouren, und einer von dreien in Fiordland. Diese Tracks müssen vorher gebucht werden, genauer gesagt, die Unterkunft für jede Nacht. Es gibt Berghütten oder Campingplätze zur Auswahl. Aber da der Kepler Track alpines Gelände durchquert, wären mir Campingplätze zu kalt und außerdem muss ich mein Zelt nicht mitschleppen.
In den Hütten gibt es Schlafplätze in Sälen zu 40 Leuten – Ohrstöpsel sind essentiell 😉
Die erste Etappe führt vom Parkplatz am Ufer des Lake Te Anau nur bergauf bis zur Luxmore Hut auf über 1000m am Fuße des Mount Luxmore (1550m). Und bergauf heißt hier wirklich bergauf. Unaufhörlich geht es im Zickzack nach oben, nur selten gibt es mal einen gerade Abschnitt. OK, die ersten 30 Minuten geht es am Seeufer entlang, aber das zählt nicht.
Jede Etappe der Tour ist ca. 12-16km lang und in vier Stunden ist das recht gut zu bewältigen. Ich war aber trotzdem froh, oben zu sein. Zumal weil ich viel zu viel mitgenommen hatte. Ich bin tatsächlich in Jeans losgewandert, weil ich dachte, dass es kühl wird. Aber noch vor dem Anstieg bin ich auf die kurze Hose gewechselt. Zu essen gab’s bei mir auch für sechs Tage, warum nehme ich soviel mit? 🙂 In den Hütten werden die Gaskocher gestellt, nur Töpfe und Geschirr muss jeder mitnehmen.
Da die erste Etappe nur im Wald stattfand, war das zumindest erträglich, denn es waren ca. 28 Grad. Das heißt aber auch, dass die Aussichten erst kamen, als ich die Baumgrenze schon überschritten hatte. Das war allerdings erst kurz vor der Hütte der Fall. Auf den letzten 100-200 Höhenmetern werden die Bäume immer kleiner und vermooster, bis sie auf einmal abrupt aufhören und wunderbare Rundblicke möglich waren!
Nach 2-3 Kilometern im Grasland kam ich dann an der Hütte an, wo auch schon einige Leute warteten, die vor mir da waren. Jede Nacht können ungefähr 50 Leute hier übernachten.
Auf der Hütte habe ich mir erst einmal einen Schlafplatz gesichert und war dann nur noch froh, die Sonne genießen zu können. Duschen gibt es übrigens die ganze Tour nicht! Hier stinkt jeder gleich 😉 Aber dank meinen Klamotten aus Merinowolle hat mein T-Shirt zumindest nie gestunken. Echt super, diese Sachen!
Auf der Sonnenterrasse habe ich einen Haufen Neuseeländer von der Nordinsel kennengelernt, die hier ihre letzten Urlaubstage verbringen. Endlich mal ein paar Einheimische! Zusammen mit einer Frankfurterin und einem Schweden haben wir die nächsten Tage ein Grüppchen gebildet.
In der Nähe der Hütte gibt es eine Höhle, die Luxmore Cave. Das ist eine Tropfsteinhöhle, die ungefähr mehrere Hundert Meter in den Fels führt – Bis ans Ende waren wir nicht gekommen. Manche haben gesagt, dass sie sich 400m in die Höhle getastet haben. Wir haben es ungefähr 170m geschafft, dann wurde es zu verwinkelt. Wir hatten ja alle auch nur unsere Stirnlampen auf. Aber wir hatten immerhin eine Höhlenforscherin dabei, die uns einiges Interessantes über Stalagmiten und -titen sagen konnte. Sie ist dann auch noch weiter in die Höhle gelaufen, als wir umgekehrt sind.
Die Sicht von der Hütte war wirklich super. Jede Hütte wird von einem Ranger geführt, der uns auch erst einmal erklärt hat, dass man hier oben nur Australier abschießt 😉 Gemeint waren natürlich Opossums, fiese igelgroße Nagetiere, die aus Australien eingeschleppt wurden und eine echte Plage sind. Die anwesenden australischen Touristen hat das natürlich sehr gefreut 😉
Am Abend wollten einige von uns sich den Sonnenuntergang ansehen und dafür einen Hang erklimmen. Aber hinter dem Hang war nur noch mehr Berg, und so sind wir dann soweit gelaufen, bis wir eine halbwegs gute Aussicht hatten auf die gesamte Ebene um die beiden großen Seen.
Später kam dann sogar als Belohnung der Vollmond über dem Lake Te Anau hervor!
Am nächsten Morgen ist jeder in seinem Tempo weitergegangen, wir haben uns dann bei den Unterwegshalten getroffen. Die zweite Etappe ist die schönste, denn sie führt über verschiedene Grate durch hochalpines Gelände, bevor sie am Ende ins Tal des Iris Burn im gleichen Zickzack wie zur ersten Hütte abfällt. Heute war wieder bestes Wetter und hier oben knallt die Sonne umso mehr. Aber es war nicht heiß, was es wieder erträglich gemacht hat.
Die ersten Stücke führt der Weg nochmal stark bergauf, direkt am Mount Luxmore vorbei, den man über einen Seitenweg auch bis zum Gipfel erklimmen kann. Hab ich natürlich gemacht 😉 Hier auf knapp 1600m gibt’s die beste Sicht auf Fiordland (auf markierten Wegen), meine ich.
Ab diesem Punkt war der Weg relativ eben, aber verlief zu großen Teilen auf einem Grat. Ich fand das ziemlich eindrucksvoll, denn ich bin eigentlich noch nie im Hochgebirge gewandert.
Auf dem Weg bis zum Abstieg ins Flusstal gibt es zwei Schutzhütten, die heute allerdings nur für die Pausen benutzt wurden.
Bei der zweite Hütte gab es wunderbare Aussichten, weil wir mittlerweile mitten in den Bergen waren. Hier konnte ich sogar meinen ersten Kea vorbeifliegen sehen! Das sind die einzigen Papageien, die in alpinen Regionen leben.
Die Wanderung über die Grate hat ungefährt 2 1/2 Stunden gedauert und jetzt ging’s wieder bergab. Es war noch ein gutes Stück bis zu nächsten Hütte, die sich ganz unten am Fluss befindet.
Ich empfand den Urwald, der schnell wieder begann, noch etwas uriger als beim Aufstieg. Es war irgendwie dichter und grüner.
Aber das Highlight war ein Kea, der mir plötzlich auf dem Weg entgegenhopste. Er hat mich ruhig angeguckt und kam mir immer weiter entgegen, um dann hopsend im Gebüsch zu verschwinden. Echt hübsch. Seine Flügel sind aber ausgebreitet noch schöner und leuchtender.
Nach vielen Zickzacks kamen wir dann am Iris Burn an. Das ist ein echt wilder Fluss, wenn ich das mal anhand der Größe der Steinbrocken im Fluss beurteilen mag. Teilweise stürzt er auch als Wasserfall den Berg herunter.
Zur zweiten Hütte war es dann nicht mehr weit und jeder hat sich wieder sein Bett gesichert.
Der Iris Burn ist hier sehr seicht und die Rangerin empfahl uns, im Fluss baden zu gehen. Jaaaaa, hab ich erwähnt, dass das ein Gebirgsfluss ist? 🙂 Unglaublich kalt war er! Reinlaufen war nicht, sondern wir sind alle von einem umgestürzten Baum reingesprungen. 20 Sekunden später war ich wieder draußen 😉 Half aber gut gegen Sandfliegenbisse!
Später am Abend sind wir, als es schon dunkel war, etwas weiter in den Wald zurückgegangen, um vielleicht mit etwas Glück Kiwis zu sehen. Die Gegend ist so abgelegen, dass es noch viele davon gibt. Die Rangerin hat uns am Abend die Rufe von Männchen und Weibchen vorgespielt, sodass wir zumindest die erkennen können.
Die Kiwis, die es dort in Ecke gibt, sind die Brown Kiwis, mit die größten, viel größer als ein Huhn.
Leider wollte aber kein Kiwi rauskommen… Als alle anderen schon wieder in der Hütte waren, bin ich nochmal einen anderen Weg fast einen Kilometer entlang gegangen. Aber als auch da nichts war, bin ich wieder umgekehrt. Kurz vor der Hütte konnte ich dann aber doch noch das Weibchen rufen hören – genau da, wo ich auf diesem Weg umgekehrt war… Aber zurück bin ich nicht mehr, weil ich sehr müde war.
Am dritten Tag hab ich mich entschieden, die dritte und vierte Etappe zu laufen, sprich die dritte Hütte auszulassen und gleich zurück zum Auto zu laufen. Das sind 32km! Aber da alles eben war, im Flusstal und am Lake Manapouri entlang, war das mit den 16km von gestern zu vergleichen.
Und in der Tat wäre ich schon um 12:30 Uhr an der dritten Hütte gewesen. Die liegt zwar am Ufer des Lake Manapouri samt Strand, aber ich wollte einfach den morgigen Tag zum Ausruhen nutzen, bevor ich weitermache.
Der Weg führt also wie gesagt entlang des Iris Burn durch ein breites Tal, wo 1984 eine großer Erdrutsch einen halben Berg verkleinert hat und fast das ganze Tal verschüttet hat. Hier wachsen auch heute noch wenig Bäume.
Der Weg führte wieder durch Wälder voller Farne und dieses Mal auch einigen ansehnlichen Fliegenpilzen, bevor er dann am Ufer des Lake Manapouri angelangt war.
Hier habe ich erst einmal Pause gemacht und bin baden gegangen. Sehr schöne Sicht auf den Titiroa inlusive!
Von der Hütte am Seeufer bis zum Parkplatz waren es nochmal 16 Kilometer. Das habe ich schon etwas unterschätzt, auch wenn es so gut wie nur ebene Wege waren.
Als erstes kam jedoch ein Sumpfgebiet, dass total flach war und in dem keine Bäume wuchsen. Der Weg war auf Stelzen in den Sumpf gebaut. Das war wirklich eine überraschende Abwechslung und echt hübsch anzusehen. Wie überall in NZ wurden auch hier die verschiedenen Pflanzen und das Ökosystem Sumpf genau erklärt.
Dann verlief der Weg immer rechts vom Waiau River, der Lake Te Anau und Lake Manapouri verbindet und dann vom Lake Manapouri kontrolliert abfließt. Der Fluss ist wirklich breit, mit vielen Inseln in der Mitte.
Auf den letzten Kilometern war ich echt im Eimer. Netterweise hab ich den Schweden noch getroffen und wir haben den Rest zusammen bewältigt. Am Parkplatz war ich dann richtig fertig und wir konnten beide kaum noch aufstehen, nachdem wir mal gesessen hatten.
Die nächsten beiden Nächte habe ich im Hostel „Bob & Maxine’s“ verbracht. Das kann ich jedem nur empfehlen! So einen großen Gemeinschaftsraum – pardon – Wohnzimmer hat kein anderes Hostel und die Lage ist wirklich schön. Hier habe ich eine nette Israelin getroffen, die schon mit auf dem Kepler Track gelaufen ist. Am nächsten Tag hab ich mir einen Ruhetag gegönnt und ich wurde abends nochzum Grillen eingeladen. Ein super Abschluß 🙂
Next stop: Milford Sound!
Nazgul attacks 😀